Altersvorsorge – Sicherheit oder Risiko

Das Ende der klassischen Altersvorsorge?

Seit Jahren befindet sich die Altersvorsorge im klassischen Versicherungsbereich in einer Niedrigzinsphase. Diese wird auch die nächsten Jahre anhalten. Frühestens im Sommer 2019 sollen laut der EZB die Zinsen wieder steigen. Im ersten Augenblick denkt man, ein überschaubarer Zeitraum, dann ist die Talsohle erreicht und die Zinsen werden wieder steigen.

Allerdings – mit welchem Zinsanstieg kann man rechnen. Nach heutiger Schätzung wird es weitere Jahre dauern, um überhaupt ein Zinsniveau oberhalb der Inflationsrate zu erreichen. Grund hierfür ist die hohe Staatsverschuldung der einzelnen Länder. Schon einen Anstieg der Verzinsung von nur 1% könnte der finanzielle Kollaps für einige Euro-Länder bedeuten.

Welchen negativen Einfluss haben niedrige Zinsen auf eine klassische Altersvorsorge, wie beispielsweise einer privaten Rentenversicherung oder Kapitallebensversicherung?

Rückblick: Sicherheit
Im Jahre 1988 lag die garantierte Verzinsung bei klassischen Versicherungsprodukten bei Vertragsabschluss bei 3,5 %. Im Jahre 1994 sogar bei 4%. Hinzu kamen Überschussbeteiligungen von zum Teil 2% – 4%. Danach ging es mit der Garantieverzinsung stetig bergab.

ab dem Jahr 2000 sank der Zins auf 3,25%
ab 2004 auf 2,75%
ab 2007 auf 2,25 %
ab 2012 auf 1,75 %
ab 2015 auf 1,25 %
ab 2017 auf 0,90 %.

Dramatisch sind die sukzessiven Kürzungen der Überschussbeteiligungen. Insbesondere bei Altverträgen.

Hierzu ein Beispiel: Abschluss einer Kapitallebensversicherung 1994 – Garantieverzinsung 4%

Versicherungssumme von 100.000 DM (51.130 EUR).
Laufzeit 30 Jahre – prognostizierte Ablaufleistung 212.000 DM (108.394 EUR).
Derzeitige Ablaufleistung 55.512 EUR (Reduzierung zur ursprünglichen Ablaufleistung auf ca. 50%).

Theoretisch kann die Ablaufleistung bis auf die Versicherungssumme weiter sinken. Letztendlich ist nur die Versicherungssumme verbrieft. Diese Summe beinhaltet die Garantieverzinsung.

Im Zuge der fallenden Zinsen verloren vermeintlich sichere Anlagen immer mehr an Attraktivität.
Fallende Zinsen beflügelten den Bereich „Risiko“.

Rückblick: Risiko
Nimmt man im Gegensatz zum Rückblick: „Sicherheit“ für den gleichen Zeitraum den Rückblick „Risiko“ sieht die Situation anders aus:

Juli 1988: Der deutsche Leitindex (Dax) wird aus der Taufe gehoben. Basis der Berechnung ist der 30. Dezember 1987 mit einem Wert von 1.000 Punkten. Der Börsenindex umfasst die 30 größten deutschen Unternehmen.

Es waren bewegte Zeiten für den deutschen Leitindex.
1990 Deutsche Wiedervereinigung
1997 Beginn der Asienkrise
2001 Terroranschläge in den USA
2003 Beginn des 3. Golfkrieges
2008 Lehmann-Brothers Pleite
2010 Finanzkrise in Griechenland

Heute liegt der Index zwischen 12.000 – 13.000 Punkten. Somit hat sich der deutsche Leitindex in dieser Zeit verzwölf- bzw. verdreizehnfacht.

Nimmt man einen deutschen Aktienfonds, z.B. Deutsche Standardwerte, konnte man rückblickend in diesem Zeitraum einen Gesamtgewinn von über 1.200 % erwirtschaften.

Diese Darstellungen betreffen die Vergangenheit. Sie erheben keinen Anspruch auf die Zukunft. Allerdings spricht vieles für eine weitere positive Entwicklung.

Garantien teuer eingekauft.
Die Beispiele zeigen mehr als deutlich, den Unterschied zwischen Sicherheit und Risiko. Wer heute nicht bereit ist, gewisse Risiken zu tragen, wird Garantien teuer bezahlen. Zugesagte Garantien der Versicherungsgesellschaften liegen unterhalb der Inflationsrate. Somit verliert die Altersvorsorge zwangsläufig in späteren Jahren an Kaufkraft. Vollmundige Überschussbeteiligungen sind nicht garantiert.

Das Ende der klassischen Altersvorsorge
Wer heute für seine Altersvorsorge plant, kann nicht mehr alleine auf absolute Sicherheit setzen, um eine ansprechende bzw. ausreichende Altersvorsorge zu erhalten. Altersvorsorge benötigt ausreichendes Wachstum, um die Vorsorgeziele zu erreichen. Es führt kein Weg an den Kapitalmärkten und an innovativen Altersvorsorgeprodukten vorbei.